Vom 22. bis 28. Januar fand zum 45. Mal das Filmfestival Max Ophüls statt. Das in Saarbrücken beheimatete Nachwuchsfestival gilt als wichtige Plattform für neue Talente aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Gleich zwei von uns geförderte Projekte konnten in diesem Jahr eine Trophäe mit nach Hause nehmen.
Preis der Filmkritik - Bester Dokumentarfilm für »Exile never ends«
In »Exile never ends« blickt die Regisseurin auf ihren in Deutschland inhaftierten Bruder Taner, der kurz vor seiner Abschiebung in die Türkei steht. In der Zeit des Wartens richtet Bahar Bektaş die Kamera auf ihre alevitisch-kurdische Familie und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Verfolgung und Flucht, rassistische Übergriffe, Depressionen und Überforderung der Eltern – all das wirkte sich in unterschiedlicher Weise auf die drei Geschwister aus. Der Filmemacherin wird klar, dass die Ungewissheit über Taners Schicksal in der Türkei ein Spiegel der Lebenserfahrung ihrer Familie im Exil ist. Die Produktion des Dokumentarfilms übernahm Antonia Kilians Pink Shadow Films.
Die dreiköpfige Jury der Filmkritikverbände aus Deutschland (BMVJ und VdFk), Österreich (Austrian Film Critics‘ Guild) und der Schweiz (SVFJ) begründet ihre Entscheidung damit, dass sich die fragmentarische Erzählung von Andeutungen und Auslassungen eindrücklich zu einem intimen und kraftvollen Porträt zusammenfügt. In »Exile never ends« erlebe man eine Familie in permanentem Ausnahmezustand, beim Kampf um ein normales Leben im Spannungsfeld von Vergangenheit und Zukunft, von Integration und Bewahrung der eigenen kulturellen Identität. Der Zusammenhalt der Familie sei dabei genauso labil wie das Konzept der Heimat.
Mit dem Preis soll die Bedeutung der Filmkritik als Motor für soziokulturelle und filmästhetische Diskurse hervorgehoben werden. Die Jury der Filmkritik setzte sich aus Ingrid Beerbaum, Till Brockmann und Roman Scheiber zusammen.
»Exile never ends« wurde von »Fifty-Fifty«, unserem gemeinsamen Förderprogramm mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel, unterstützt. Mit »Fifty-Fifty« möchten wir gezielt junge Filmtalente in und aus Hessen fördern. Die Kooperation richtet sich an Filmschaffende der Bereiche Regie, Buch und Produktion, die formal sowie inhaltlich neue Wege gehen möchten. Wir haben die Produktion mit 225.000 Euro unterstützt.
Preis der Jugendjury für »Gotteskinder«
Mit »Gotteskinder« erzählt Frauke Lodders von den Geschwistern Hannah und Timotheus, die in einer streng evangelikalen Familie aufwachsen. Vor allem Hannah lebt ihren Glauben mit einem starken Engagement in der Freikirche aus. Ihr Keuschheitsgelübde verbietet jegliche körperliche Intimität vor der Ehe. Als sie sich in den neuen Nachbarsjungen Max verliebt und Timotheus romantische Gefühle für seinen besten Freund Jonas entwickelt, kollidieren die Gefühle der Geschwister mit den Werten und Erwartungen ihrer Familie.
Die gemeinsam mit der Volkshochschule einberufene deutsch-französische Jugendjury lobt »Gotteskinder« für seine herausragende Schauspielleistung, eindrucksvolle Farben und eine emotionale Achterbahnfahrt, die das Publikum für die gesamte Dauer des Films gefesselt habe. Die Frage danach, an welchem Punkt die eigene Identitätsfindung mit Erziehung, Tradition und Werten kollidiert, werde in dem Film ausgiebig behandelt. Der Film spreche damit wichtige, wie auch sensible Themen an.
Das Preisgeld beträgt 2.500 Euro und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Landeszentrale für politische Bildung Saarland getragen. Die Jugendjury bestand aus Max Maria Ernst, Thomas Koch, Lukas Palm, Mia Marleen Sunkel und Liv-Grete Vally. Frauke Lodders erhielt 2020 die Höchstfördersumme für die Produktion von »Gotteskinder« in Höhe von 1 Million Euro.
Zudem feierte »Milchzähne« von Sophia Bösch seine Premiere im Wettbewerb Spielfilm. In ihrem Debütfilm verfilmt sie den gleichnamigen Roman von Helene Bukowski.