Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator

»Zelle 5 – Eine Rekonstruktion« gewinnt Deutschen Menschenrechts-Filmpreis

News 10. Dez 24

Mario Pfeifers eindringlicher Kurz-Dokumentarfilm, der den Tod von Oury Jalloh 2005 in einer Dessauer Polizeizelle rekonstruiert, wurde am Samstagabend in der ausverkauften Nürnberger Tafelhalle mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis ausgezeichnet.

Der Preis wurde in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen und ist mit 2.500 Euro dotiert. Als unabhängiger Medienwettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, wird der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis von 20 Organisationen getragen, die sich gemeinsam für die Achtung und Wahrung der Menschenrechte einsetzen.

»Zelle 5 – Eine Rekonstruktion« (Hessischer Filmpreis 2023) zeigt anhand von Zeug*innenaussagen, Gerichtsdokumenten und einem forensischen Brandexperiment den erschütternden Fall eines jungen Mannes, dessen Familie bis heute für Gerechtigkeit kämpft. Mit seiner Arbeit setzt Mario Pfeifer ein starkes Zeichen gegen das Vergessen und für die Aufarbeitung von strukturellem Rassismus.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser bedeutenden Auszeichnung!

Synopse

Am 7. Januar 2005 stirbt ein an Händen und Füßen gefesselter Asylbewerber bei einem Brand in der Zelle Nummer fünf eines Dessauer Polizeirevier. In Zelle 5 rekonstruiert Mario Pfeifer den Todesfall von Oury Jalloh anhand von Gerichtsdokumenten, Zeugenaussagen und audiovisuellen Archiven und arbeitet mit dem Forensiker Iain Peck zusammen, um ein exaktes Brandexperiment durchzuführen. Dies alles dient dem Versuch, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Oury Jalloh zu Tode verbrennen konnte.

Jurybegründung

Eine Gefängniszelle mit einer Pritsche wird in einem Flugzeughangar nachgebaut. Auf ihr liegt eine Menschenpuppe, die wiederholt in Flammen aufgeht. Bei einem Brand in der Zelle Nr. 5 des Dessauer Polizeireviers starb der an Händen und Füßen gefesselte Asylsuchende Oury Jalloh. Was genau passierte am 7. Januar 2005?

Dieser Film ist mehr als ein Dokument, sein Regisseur recherchiert, sieht  genau hin – und er rekonstruiert einen fast schon 20 Jahren andauernden Prozess. Schauspieler*innen lesen in einem leeren Raum Zeugenaussagen, Gerichtsdokumente vor. Die Staatsanwaltschaft möchte den Fall schnell abschließen. Aktivisten, Freunde und Familienmitglieder von Oury Jalloh bezweifeln, dass sich der junge Mann und Vater eines kleinen Kindes selbst angezündet hat. Auffällig sind die eher sachlichen Worte der Polizisten, (der) Ermittler, (der) Gutachter. Mitgefühl oder Bedauern scheint es nicht zu geben. Mehr und mehr entwickelt sich die strenge, filmische Versuchsanordnung auch zu einer Studie über strukturellen Rassismus.

Die »Unabhängige Internationale Kommission zur Aufklärung des Todes von Oury Jalloh« findet die Ermittlungen und forensischen Untersuchungen ungenügend. Mit dem britischen Forensiker Iain Peck führen sie ein genaueres Brandexperiment durch, das im Mittelpunkt dieses Films steht und das zum Ergebnis kommt: Oury Jalloh wurde von dritter Hand angezündet. Das Verfahren wird wieder aufgenommen.  Die Familie von Oury Jallohs schöpft Hoffnung. Doch ihr Kampf um Gerechtigkeit ist noch lange nicht zu Ende. Ein Film rollt einen Fall neu auf, der nicht in Vergessenheit geraten darf.