Die Hessen Film & Medien ist mit drei Weltpremieren – »Rave On«, »Karla« und »Bis es blutet« – und einem Special Screening des Berlinale-Beitrags »Zirkuskind« im Programm des 42. Filmfest München vertreten. Mit insgesamt sechs Nominierungen gehen »Rave On« und »Karla« dabei ins Rennen um den Förderpreis Neues Deutsches Kino. Mit einem internationalen Panel setzt die Hessen Film & Medien außerdem starke Impulse im Diskurs um Kunstfreiheit und demokratische Kultur.
»Unsere diesjährigen Beiträge beim Filmfest München erzählen auf ganz unterschiedliche Weise davon, wie Menschen ihre Stimme finden und damit etwas bewegen.
Die Filme basieren auf starken Stoffen, tragen kreative Handschriften und zeigen mutiges Kino und Fernsehen – genau dafür steht der Filmstandort Hessen«, sagt Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der Hessen Film & Medien.
»Die Frage nach Sichtbarkeit, Wirkung und künstlerischer Selbstbehauptung stellen wir auch in unserem Panel am Festivalsonntag: Wie kann Kunst und Kultur ihre Stimme bewahren – in Zeiten politischer Umbrüche und gesellschaftlicher Polarisierung?«
In der Reihe Neues Deutsches Kino feiert »Rave On« von Nikias Chryssos und Viktor Jakovleski (Buch und Regie) seine Weltpremiere. »Rave On« nimmt das Publikum mit in eine berauschte Nacht durch die ekstatische Techno-Clubszene, in der der einst gefeierte Techno-Produzent und DJ Kosmo versucht, die Kontrolle über seine Karriere – und sein Leben – zurückzugewinnen. Das Team um die beiden Hauptdarsteller Aaron Altaras und Clemens Schick drehte u.a. an der Aurora-Mühle im Frankfurter Osthafen und mit Unterstützung der lokalen Techno-Szene. Die Produktion übernahmen die hessischen Firmen Friendship Films und Telos Pictures. Neben der Produktionsförderung erhielt »Rave On« Unterstützung durch das Nachwuchs- und Quereinstiegsprogramm STEP der Hessen Film & Medien.
Eröffnet wird die Reihe Neues Deutsches Kino am Sonntag, den 29. Juni, mit Christina Tournatzés Film »Karla«. Nach einem aus Hessen geförderten Drehbuch von Yvonne Görlach aus Darmstadt und angelehnt an ein Gerichtsverfahren aus den frühen 1960er-Jahren erzählt der Film die Geschichte der 12-jährigen Karla: In einer Zeit, in der Kinder schweigen und Autoritäten nicht hinterfragt werden, erhebt sie die Stimme und zieht gegen ihre Eltern vor Gericht. Neben Elise Krieps spielen Rainer Bock und Katharina Schüttler.
In der Reihe Neues Deutsches Fernsehen wird zudem »Bis es blutet« gezeigt. Zwischen Medienkritik und Machtanalyse begleitet der Film eine junge Journalistin, die vom Sport- ins Investigativressort eines rechtskonservativen Newsportals wechselt – und bald im Geschäft mit den Schlagzeilen die Kontrolle verliert. Die Frankfurter U5 Filmproduktion produzierte das Regiedebüt von Daniel Sager nach einem Drehbuch von Oskar Sulowski. Der Cast umfasst u.a. Elisa Schlott, Franz Pätzold und Thomas Loibl. Gedreht wurde an 21 Tagen in Hessen – darunter in Frankfurt, Dietzenbach und Mühlheim. »Bis es blutet« entstand als drittes Projekt im Rahmen des 50/50 Abkommens zwischen der Redaktion ZDF – Das kleine Fernsehspiel und der Hessen Film & Medien. Auch hier war Nachwuchs über das STEP Programm in die Produktion eingebunden.
Das Filmfest München zeigt über die drei Weltpremieren hinaus den Berlinale-Beitrag »Zirkuskind« im Vorfeld des Panels »Vom Rand in die Mitte – Neue Perspektiven im Kinderfilm«. Der Dokumentarfilm von Julia Lemke und Anna Koch begleitet den Jungen Santino, der mit seiner Zirkusfamilie durchs Land reist. »Zirkuskind« ist eine Produktion von Flare Film in Koproduktion mit dem Hessischen Rundfunk, Mitteldeutschen Rundfunk und SWR und erhielt eine lobende Erwähnung der Kinderjury der Reihe Generation Kplus auf der Berlinale 2025. Der Eintritt zur Sondervorführung ist frei.
»Karla« und »Bis es blutet« gehen in den Kategorien Beste Regie, Bestes Drehbuch und Schauspielerische Leistung (Elise Krieps in »Karla«, June Ellys Mach in »Rave on«) ins Rennen um den mit insgesamt 70.000 Euro dotierten Förderpreis.
Am 29. Juni ab 10.30 Uhr lädt die Hessen Film & Medien zu zwei eigenen Veranstaltungen: In dem internationalen Panel »Rechtsruck – Wenn Politik Kultur bedroht« als Teil der film.macht.vielfalt.-Reihe der Hessen Film & Medien sprechen Filmschaffende aus Polen, Ungarn, der Ukraine und Deutschland über die Gefährdung von Kultur durch rechte Politik. Mit dabei sind unter anderem Regisseurin Julia von Heinz (»Und morgen die ganze Welt«) und der ungarische Theatermacher Ádám Császi. Anschließend richtet die Hessen Film & Medien einen hessischen Empfang für die Filmbranche aus (auf Einladung).
Spielfilm
Länge: 80 Min.
Produktion: Friendship Films, Telos Films
TV-Sender: Hessischer Rundfunk, arte
Drehbuch: Nikias Chryssos, Viktor Jakovleski
Regie: Nikias Chryssos, Viktor Jakovleski
Produzent*innen: Andro Steinborn (Telos Pictures), Patrick Schorn (Executive Producer, Friendship Films)
Fördersumme: 350.000 Euro
Nominierungen: Förderpreis Neues Deutsches Kino (Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Schauspielerische Leistung – June Ellys Mach)
Screenings: Di, 01. Juli – 20.30 Uhr City 1 | Mi, 02. Juli – 17.30 Uhr HFF Audimax | So, 06. Juli – 19 Uhr Cinema Filmtheater
Reihe: Neues Deutsches Kino
Kosmo war ein gefeierter Techno-Produzent und DJ, bis ein Streit mit seinem besten Freund alles veränderte. Während eine neue DJ-Generation zu Stars wurde, zog Kosmo sich aus der Szene zurück. Als er erfährt, dass der legendäre Techno-Pionier Troy Porter auf dem Line-up eines der berüchtigtsten Clubs der Stadt steht, wagt er einen letzten Versuch, seinen Traum zu retten.
Spielfilm
Länge: 105 Min.
Produktion: Achtung Panda!
TV-Sender: bayrischer rundfunk, arte
Drehbuch: Yvonne Görlach
Regie: Christina Tournatzés
Produzent*innen: Jamila Wenske, Melanie Blocksdorf (Achtung Panda!)
Fördersumme: 10.000 Euro (Drehbuchförderung)
Nominierungen: Fritz Gerlich Preis, Förderpreis Neues Deutsches Kino (Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Schauspielerische Leistung – Elise Krieps)
Screenings: So, 29. Juni – 12 Uhr City 1 | Mo, 30. Juni – 19 Uhr City 2 | So, 06. Juli – 18 Uhr ASTOR Club Kino
Reihe: Neues Deutsches Kino
1962, Deutschland: Die zwölfjährige Karla stellt sich mutig einer Welt entgegen, in der Kinder schweigen sollen. Sie widersetzt sich der Macht ihres Vaters, dem Schweigen ihrer Familie und einer Gesellschaft, die lieber wegsieht als zuhört. Doch Karla bleibt nicht stumm – sie spricht, klagt an und verändert damit mehr, als sie je für möglich gehalten hätte.
Spielfilm
Länge: 88 Min.
Produktion: U5 Filmproduktion
TV-Sender: ZDF Das kleine Fernsehspiel, arte
Drehbuch: Oskar Sulowski, Daniel Sager
Regie: Daniel Sager
Produzent*innen: Oliver Arnold, Katrin Haase, Yvonne Wassong, Luca Merkle
Fördersumme: 500.000 Euro
Screenings: Mo, 30. Juni – 17.30 Uhr HFF Audimax | Mi, 02. Juli – 12:30 Uhr FF Kino 1
Reihe: Neues Deutsches Fernsehen
Die Jungjournalistin Agatha wechselt vom Sport- ins Investigativ-Ressort eines rechtskonservativen Newsportals. Für die Recherche über ein verschwundenes Mädchen fährt sie in die hessische Provinz. Um sich zu beweisen, drängt sie die Angehörigen des Opfers zu emotionalen Aussagen. Agatha unterschätzt die fragwürdigen Methoden der Boulevardmedien und verliert die Kontrolle.
Dokumentarfilm
Länge: 86 Min.
Produktion: Flare Film
TV-Sender: Hessischer Rundfunk, Mitteldeutscher Rundfunk und SWR
Drehbuch: Julia Lemke, Anna Koch
Regie: Julia Lemke, Anna Koch
Produzent*innen: Katharina Bergfeld, Martin Heisler
Fördersumme: 120.000 Euro
Screening: Sa, 28. Juni als Sondervorführung – 16.30 Uhr HFF Audimax Reihe: CineKindl
Santino ist ein Zirkuskind. Sein Urgroßvater, einer der letzten großen Zirkusdirektoren Deutschlands, erzählt ihm die Geschichte seiner Vorfahren: von der Freundschaft zu einem Elefanten, von Abschieden, Neuanfängen und dem Leben im Wohnwagen. Dabei bleiben auch die düsteren Kapitel nicht aus, etwa als sie wie alle Sinti während der NS-Zeit verfolgt wurden.
So, 29. Juni, 10.30 – 11.30 Uhr, Theatersaal im Amerikahaus
(Karolinenplatz 3, 80333 München), in englischer Sprache
In Polen wurde Agnieszka Hollands »Green Border« öffentlich angegriffen, in Ungarn wird die Pressefreiheit eingeschränkt und regierungskonforme Filme erhalten bevorzugt Fördermittel. Wie verändert der Kulturkampf von rechts unsere offene und vielfältige Gesellschaft – und was bedeutet das für die Kunstfreiheit? Welche Gegenmaßnahmen gibt es?
Moderation:
Johannes Kagerer (Produktionsallianz, Netzwerk Film & Demokratie), Deutschland
Panelist*innen:
Julia von Heinz (Regisseurin, Drehbuchautorin), Deutschland
Ádám Császi (Film- und Theater-Regisseur, Autor), Ungarn
Marta Golba-Naumann (Produzentin), Polen
Ola Myrovych (Lviv Media Forum), Ukraine